Dienstag, 24. November 2009

Angst und Trauer in Gesichtern

Angst und Trauer in Gesichtern
Die Kulturhaus-Galerie stellt Werke einer iranischen Künstlerin aus

Lennart Paul
"Suche nach dem Sein" - so heißt die Ausstellung, die heute abend im Kulturhaus Spandau
eröffnet wird. Die iranische Künstlerin Shahla Aghapour-Benakohell zeigt Bilder, Collagen
und Skulpturen.
Von allen Wänden des Raums blicken Gesichter. Gesichter, deren Konturen sich auflösen,
die gefangen sind hinter Gittern, eingesponnen in Netze. Die übergroßen Augen sind scharf
konturiert. Sie spiegeln Angst und Trauer wider. "An den Augen kann man die Seele der
Menschen erkennen", sagt die Künstlerin.
Flucht aus der Heimat
Sie habe mit den Bildern ihre eigenen Schmerzen ausdrücken wollen: "Aber trotz der
Traurigkeit sind meine Menschen voller Hoffnung. Sie haben die Kraft zu kämpfen."
Shahla Aghapour-Benakohell verließ 1987 den Iran, nachdem sie dort als politische
Journalistin gearbeitet und sich vor allem für die Rechte der Frauen eingesetzt hatte.
Seitdem durfte die 38jährige ihr Heimatland nicht mehr besuchen.
Die Erfahrungen mit dem totalitären Regime prägen bis heute ihre Kunstwerke. Bis zu ihrer
Emigration malte die Künstlerin Landschaften nach traditioneller, realistischer Art. Im Iran
seien abstrakte Bilder nicht erlaubt, erzählt sie. Erst in Berlin konnte sie ihren Stil finden,
sich vom Gegenständlichen lösen und sich auf diese Weise mit dem Seelenleben der
Menschen auseinandersetzen.
Shahla Aghapour betätigt sich auch als Dichterin. Zuerst entständen jedoch immer die Bilder
in ihrem Kopf, erzählt sie. Erst später kämen die Texte. In die Collagen hat sie ihre Gedichte
eingearbeitet - in persischer Sprache. Seit einem Jahr schreibt sie auch auf Deutsch.
Die in Spandau ausgestellten Werke sind in den vergangenen zwei Jahren entstanden. In den
Bildern dominieren Brauntöne, denn Shahla Aghapour-Benakohell verwendet vor allem
Naturfarben. Ihre Skulpturen bestehen aus Sand und Gips.
Ben Wargin kommt
Diese Naturnähe gefällt auch dem Baumfreund und Aktionskünstler Ben Wargin. Er wird
heute abend eine Laudatio auf die Künstlerin halten, ebenso wie der Kunstwissenschaftler
Olav Münzberg.Lennart Paul
Heute abend um 19 Uhr eröffnet Kulturstadtrat Gerhard Hanke (CDU) die Ausstellung in der
Galerie des Kulturhauses in der Mauerstraße. Sie ist vom 4. bis zum 28. April täglich von 16
Uhr bis 20 Uhr geöffnet. Der Eintritt ist frei. +++
http://www.berlinonline.de/berliner-

zeitung/archiv/.bin/dump.fcgi/1996/0403/spandau/0061/index.html

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